Horror! Zumindest für die ersten paar Tage! Der erste Schreck kommt spätestens, wenn man bei Grün über den Zebrastreifen geht und von einem heranrasenden Auto angehupt wird, als hätte man etwas falsch gemacht.
Der Punkt ist, das hat man auch: Man hat sich an die westlichen Verkehrsregeln gehalten. Die gelten hier aber nicht. Hier zähle ich einmal die Regeln auf, die ich so in meinen 3 Wochen gelernt hab.
1. Abbiegen darf, wer will und wer kann.
2. Wenn jemand in deinem Weg ist, ganz laut hupen! (Das wird wie eine Warnung verstanden: Ich hupe, also hab ich dich gewarnt! Wenn ich dich dann trotzdem platt fahre, bist du es selber schuld.)
3. Einfach gehen oder fahren. Wer stehen bleibt, verliert.
4. Schön langsam fortbewegen, so kommt jeder ans Ziel.
5. Ampeln gelten nicht viel; zumindest für Fußgänger und Abbieger nicht
6. Regel 3-5 entfällt, wenn die Straße leer scheint, dann neigen die Chinesen dazu den Platz auszunutzen. Dann besser auf Ampeln achten, auch wenn die einen nicht schützen. Bloß keine Stöpsel in den Ohren haben!
7. Nicht aufregen, das ist alles normal
8. Am besten an eine Gruppe Chinesen beim Straßenüberqueren hängen. Noch besser: an eine große Gruppe. Eine große Anzahl Fußgänger zählt mehr als die rote Ampel und zwing Autos stehen zu bleiben. Einfach mitlaufen.
9. Wenn das Schild eines Taxis leuchtet, ist es frei – das heißt aber nicht, dass sie dich mitnehmen, sie entscheiden, ob sich die Fahrt lohnt!
10. Taxis mit rotem Stern haben Englisch sprechende Fahrer (hab noch keins erwischt)
11. Es gibt so genannte schwarze Taxis. Es ist fast unvorstellbar, dass man die wirklich noch braucht, wobei die halbe Straße voller Taxis ist. Aber wenn man eins braucht, sind sie nicht da. Also im schwarzen Taxi das 3-fache bezahlen.
12. Pekings Highways sind keine Parkplätze! Auch wenn es während der Rushhour so aussieht.
13. Wenn der Bus eine Fahrradfahrerin streift, nicht erschrecken, das ist normal. Die chinesischen Insassen kümmert es auch nicht.
Nach dreieinhalb Wochen habe ich mich an diesen krassen Verkehr gewöhnt. Für mich ist es überhaupt kein Problem mehr über eine sechsspurige Bahn zu laufen, ohne auf die Ampeln zu achten. Irgendwann weiß man, wann man gehen kann und wann man besser stehen bleibt. Das ist erstaunlich. Manchmal erinnere ich mich selbst: In Deutschland darfst du das aber dann nicht machen!
Die Busse sind auch der Wahnsinn! Da wird man wie in Sardinendosen reingequetscht. In der U-Bahn gibt es sogar Angestellte, die keine andere Aufgabe haben und deren Arbeit es ist, die Leute beim Einsteigen zu Schubsen und zu Pressen, bis die Türe zu ist.
Ich habe Gott sei Dank zwei Busse gefunden, die ich morgens zur Arbeit nehmen kann, wo ich noch atmen kann und mich noch um mich selbst drehen kann. Heiliger Bimbam.
Manchmal ist es echt lustig vom Hochhaus aus auf die Straße zu blicken und die komplette Kreuzung verstopft zu sehen! Als unwissender Europäer kann man darüber nur den Kopf schütteln. Abbieger, Fußgänger zwischen den Autos, Fahrradfahrer schlängeln sich vorbei, dazwischen noch eine Rikscha und der Bus versucht einfach nur gerade aus zu fahren, weil der doch grün hat. Aber irgendwie funktioniert es. Und nach einer Zeit findet man das ganz normal :D Selbst an den verstopften Aufzug in meinem Bürogebäude habe ich mich gewöhnt. Atmen will man sowieso in Peking nicht zu viel!
Sei öko-mutig und fahr Rad!
Ja, Fahrradfahrer gibt es definitiv! Was aber auch gut so ist, denn ansonsten wäre die Luft in Peking noch viel mehr verschmutzt! Es gibt auch so genannte Elektrofahrräder, die sind super praktisch. Eric hat sich so eins gekauft. Daheim in Deutschland könnte man die nirgendwo verwenden, weil viele sagen würden: die sind viel zu langsam! Aber im Vergleich zum Parkplatzhighway ist alles besser.