Reise nach Europa
Ich freute mich dann aber auch, als es endlich Wochenende war! Vor allem weil ich mich für einen Trip der Hutong School nach Tianjin eingetragen hatte. Tianjin ist die sechstgrößte Stadt Chinas und liegt 2 Autostunden von Peking entfernt. Im Bus haben wir dann erfahren, dass man mit dem Zug in 30 Minuten da ist … kein Kommentar.
So das erste Problem dieses Samstags war dann doch erst einmal die Schule zu finden. Meinen Chinesischunterricht habe ich in dem neuen Büro der Schule in Sanlitun, weil das näher zu meinem Arbeitsplatz ist. Es gibt aber wie gesagt auch das alte Büro und das befindet sich in mitten der Hutongs. Ich bin erst einmal 25 Minuten verwirrt rumgelaufen, habe hunderte Male versucht Leute zu erreichen, bis endlich jemand der Schule gekommen ist, um mich abzuholen. Jetzt weiß ich wenigstens auch, wie ich zu der Schule komme :)
Wider meine Befürchtungen, dass ich zu spät bin, und der Bus schon ohne mich los ist, bin ich als letzte eingestiegen (wie peinlich!) und dann ging’s los auf eine Abenteuerfahrt. Unser Busfahrer hatte zwar ein Navigationsgerät, schien diesem aber nicht sonderlich zuzuhören, sodass wir mitten auf der Autobahn auf einmal eine Vollbremsung hinlegten, weil er die Ausfahrt verpasst hatte. Alle drehten sich natürlich erschrocken um, aber die Autos hinter uns schien das nicht weiter zu stören, sie umfuhren uns einfach. Dann setzte unser Busfahrer den Rückwärtsgang ein und wir fuhren rückwärts auf der Autobahn, um unsere verpasste Ausfahrt zu erreichen – was war ich froh, als wir endlich wieder vorwärts fuhren!
Unseren ersten kleinen Unfall (seit ich hier bin, habe ich immer darauf gewartet, dass es bei diesem erschreckenden Verkehr irgendwo kracht) hatten wir dann, als wir in Tianjin ankamen. Ein Tianjiner Linienbus rammte uns von der Seite und verdrehte somit seinen Seitenspiegel. Die Busfahrer stritten sich eine Weile, wer Schuld hatte (was sehr lustig ist, wenn man bedenkt, dass sich ja eh keiner an die Verkehrsregeln hält), und danach ging es dann weiter.
Wir hielten zuerst auf einem kleinen Markt, der von im chinesischen Stil gebauten Häusern umgeben war.



Ich kaufte mir ein paar wunderschöne Stäbchen, die eigentlich zu schön sind, um sie zum Essen zu gebrauchen – was ich bis jetzt auch noch nicht gemacht habe!
Das Highlight dieser Besichtigung war aber definitiv (wie ich euch schon gesagt hatte, LIEBEN die Chinesen Fotos), dass ich und Otto uns in traditionell chinesischer Kleidung vor einem schicken Hintergrund fotografieren ließen. Vor uns hatte dort ein chinesisches Paar gesessen und wir hatten gespannt zugesehen. Aber als wir beide uns als chinesisches Kaiserpaar verkleideten, waren innerhalb von wenigen Sekunden bestimmt 30 aufgeregte Chinesen um uns herum, um unserem Fotoshooting zuzusehen und selbst Fotos von uns zu machen! Das war super lustig gewesen!



In Tianjin habe ich auch mein erstes chinesisches Eis probiert, war noch richtig gut! Auch wenn ich wirklich ungeschickt im Essen war, und am Ende alle Hände verklebt und die Hose voller Flecken hatte :D
Da hätte ich mich besser für eine andere chinesische Süßigkeit entschieden. Auf dem Markt in Tinajin saß ein Mann, der hat mit heißem Karamell Tiere gemalt (das hier wurde ein Affe) und danach hat er einen Holzstab hineingepresst, bevor alles hart wurde. So konnten die Kinder die Karamelltiere am Stiel essen.



Danach sind wir zur „Italian Village“ gegangen. Da fühlte ich mich sofort wieder zuhause! Diese kleine Gasse besteht aus westlichen Häusern und vielen verschiedenen Restaurants: italienisches, französisches und auch deutsches Restaurants! Vor dem bayrischen Restaurant waren ganz viele Fässer deutschen Biers aufgestellt worden. Jaja, dafür sind wir bekannt! :D



Dass die Chinesen im Nachbilden der westlichen Kultur und Architektur jedoch einiges vermischen, zeigt einerseits die Tatsache der Existenz eines „westlichen Restaurants“ (fragt mich nicht, was die da verkaufen! *kopfkratz*)



Und diese Säule, die zwar obenauf eine Statue hat, die der französischen „La liberté“ ähnelt, aber deren Sockel eher an venezianische Kunst erinnert … naja, war trotzdem schön, sich durch dieses Fake wieder mehr in Europa zu fühlen :D



Meine Verkleidungslust hatte ich aber nicht in Tianjin gelassen, sodass ich am Abend, als wir auf einer Hausparty waren, noch zwei chinesische Hüte gefunden hatte, die ich mit Natalie natürlich gleich ausprobieren musste! Wie könnt ich sagen? Klein Tina ist in China angekommen.