Dann fing aber auch schon meine Arbeitswoche an. Ich war zwar schon am Donnerstag, den 5. April, und auch am Freitag auf meiner Arbeit gewesen, aber viel gab es da noch nicht zu tun. Mein Mentor hatte nämlich noch diese beiden Tage extra frei genommen, um aus den Feiertagen eine Ferienwoche zu machen.
Nun also im Rückblick ein paar Worte zu meinem Praktikumsalltag.
Erst einmal: Ich mag es wirklich bei China Performance Group zu arbeiten. Meine Kollegen sind super freundlich und offen, sie interessieren sich für mich und haben mich gut aufgenommen. Hauptsächlich arbeiten hier Chinesen. Diese können aber alle richtig gut Englisch, sodass die Verständigung kein Problem darstellt! Die einzigen Ausnahmen sind mein amerikanischer Mentor und mein amerikanischer Chef, der aber eine chinesische Mutter hat, sodass er zwar chinesisch aussieht, aber für einen Durchschnittschinesen viel zu groß und kräftig wirkt (das sind dann die väterlichen amerikanischen Wurzeln). Seinen Vater, der die Firma gegründet hat, habe ich auch erst gestern kennengelernt, weil der immer auf Reisen ist.
Ich mache bei CPG ein Marketingpraktikum, was eigentlich richtig spannend ist. Manchmal ödet es mich an, den ganzen Tag vor meinem Laptop zu sitzen und im Internet zu suchen. Dann freue ich mich immer sehr, auf die Mittagspause um 12 Uhr, in der wir entweder in die Kantine im Nachbargebäude gehen oder zu einem der zahlreichen kleinen chinesischen Restaurants in dieser Straße. Meine chinesischen Kollegen waren alle ganz beeindruckt, dass ich weiß, wie man mit Stäbchen isst (was übrigens immer besser wird! Ich freue mich darauf, meine Familie und Freunde damit zu beeindrucken :D ). Besonders interessant fanden sie aber auch mein Aussehen. Mehrmals bekam ich zu hören:
Oh, wieso sind die westlichen Frauen alle so hübsch und Chinesinnen nicht? All das führte, dann sogar zu einer peinlichen Situation, in der meine weiblichen Kolleginnen meinen amerikanischen Mentor, Buck Perley, ausfragten, ob sie mich nur so hübsch fänden, oder er mich auch. Seine Antwort war darauf nur, er hätte ja eine Freundin – naja.
Lustiger war da, als eine meiner Kolleginnen mich fragte, ob ich Kontaktlinsen tragen würde. Buck antwortete da:
Aber sie trägt doch ihre Brille!
Ja, aber ihre Augen sind so grün, da dachte ich, sie würde Kontaktlinsen zum färben tragen!
Ich erfuhr, dass viele chinesische Frauen das machen, um andere Augenfarben zu haben, sehr merkwürdig.
Meine Arbeit bezieht sich im Moment hauptsächlich auf Onlinemarketing. China Performance Group ist ja ein Sourcingunternehmen, das ausländischen Unternehmen hilft, von chinesischen Fabriken zu beziehen. Wir verkaufen also kein neues Handy, sodass wir große Werbeplakate in Peking aufhängen könnten. Der wichtigste Bereich des Marketings ist also, wie gut wir durch Google zu finden sind, wie viele Links es auf anderen relevanten Webseiten gibt und so weiter. Ich hab es jetzt zu meinem Spezialgebiet gemacht, mich um die sozialen Netzwerke (wie Facebook, Twitter, LinkedIn) zu kümmern. Dazu muss ich für den Blog von CPG schreiben und manchmal helfen auch Guestposts in anderen Blogs, um für CPG zu werben.
Viel Wert auf großartige Aufgaben habe ich sowieso nicht gelegt und es ist jetzt nicht so, dass man mir hier nichts zutraut. Nun einmal ist es der Fall, dass ich noch nichts auf Business geschweige denn auf Marketing Bezogenes studiert habe, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass man mich hier gut gebrauchen kann. Das Wichtigste ist für mich im Moment sowieso, den Alltag eines solchen Unternehmens kennenzulernen, und so viel wie möglich, von den Aktivitäten der Höhergestellten mitzubekommen. Und das ist bei CPG überhaupt gar kein Problem, weil wir nun einmal nur so ca. 25 Mitarbeiter sind.
Außerdem bin ich am Freitag, den 13. April (hat mir kein Pech gebracht!), mit meinem Chef und meinem Mentor ausgegangen. Sie haben gemeinsam zu Abend gegessen und danach haben sie mir noch ein paar nette Bars in Peking gezeigt. Es war ein sehr lustiger Abend und so habe ich beide ein wenig besser kennengelernt.
Dazu muss ich sagen, dass in China zum Beispiel Verhandlungsgespräche auch anders als in Europa geführt werden. Man lädt den Geschäftspartner nicht einfach nur zum Geschäftsessen ein, sondern danach geht man in Bars etwas trinken und wenn man sich nun nicht zum ersten Mal trifft, betrinkt man sich gemeinsam, weil man so alle Hemmungen verliert und keinem mehr etwas vorspielen kann – so die Idee. Das stelle ich mir sehr spaßig vor :D